Porträt der Klausgruppen St. Gallen

Im Jahre 1937 unternahm Josef Schwager, von Wil herkommend, erstmals als St. Nikolaus in der Stadt St. Gallen Klausbesuche. Schon damals wollte man bei kinderreichen, meist wenig bemittelten Familien, etwas Freude in die Stuben und in den oft harten Alltag bringen. Waren es zunächst nur kleine Süssigkeiten, die man den Kindern brachte, kam man immer mehr zur Überzeugung, dass auch eine materielle Unterstützung wertvoll wäre. Da aber der Erlös aus den bezahlten Nikolausbesuchen nicht ausreichte, um die notwendigen Anschaffungen zu berappen, führte man eine Geld- und Naturaliensammlung durch, was bis heute so geblieben ist.

 

Die Tätigkeit der „Casino-Kläuse“, wie sie damals aufgrund ihres Standortes genannt wurden, entwickelte sich mit den Jahren zu einer grösseren karitativen Organisation. Waren es damals ein bis zwei Gruppen, die vornehmlich Familien besuchten, so sind es heute praktisch Abend für Abend sechs Gruppen, bestehend aus St. Nikolaus, Knecht Ruprecht und in der Regel zwei Kindern (“Engel“), die von einem Chauffeur mit Auto zu Familien mit Kindern, zu Betagten, Alleinstehenden, Einsamen, Kranken oder zu Heimen geführt werden.

 

Nicht nur die Klausbesuche haben sich gewandelt, auch die Not ist nicht mehr gleicher Art wie früher. Heute sind es sehr oft Kinder in geschiedenen Ehen oder Migrantenfamilien, die sich an einem Klausbesuch erfreuen. Betagten, einsamen oder kranken Menschen bedeutet deshalb der Klausbesuch sehr viel, weil sie spüren, dass jemand an sie denkt, dass sie mit ihren Sorgen nicht allein gelassen werden. Soziale Institutionen, die Spitex, Pfarrämter, oder Privatpersonen liefern uns Adressen für diese sogenannten Caritas-Besuche, welche wir im Stadtgebiet ausführen.

 

Dass St. Nikolaus nicht mit leeren Händen Besuche macht, ist ebenso selbstverständlich, wie die Tatsache, dass er nicht nach der Konfessionszugehörigkeit der Besuchten fragt. So bringen wir meistens ein willkommenes Lebensmittelpaket und jedem Kind, wie auch den Erwachsenen, ein selbstgenähtes und liebevoll gefülltes Klaussäckli.

 

Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter - es sind jedes Jahr weit über 100 Personen - stellen sich, zum Teil seit Jahrzehnten, selbstlos und ohne irgendwelche Entschädigung für diesen Einsatz am Mitmenschen zur Verfügung.

 

Die Klausgruppen St. Gallen sind ein Verein mit Statuten. Mitglied kann jedermann werden. Unser Klausenquartier dürfen wir seit Jahren im Pfarreiheim Dom beziehen, wo wir auch unsere umfangreiche Garderobe während des Jahres eingelagert haben.